Státní okresní archiv Cheb

Archiv

Státní okresní archiv Cheb
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350 02 Cheb

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Der Geltungsbereich des Archivs bezieht sich auf das Gebiet des Kreises Eger.

Kurze Geschichte

Die erste Kunde über die Existenz des Archivs von Eger stammt aus dem Jahre 1636, als die Prager Statthalterei urkundliche Unterlagen zu einigen böhmischen Lehen, die sich über den Grenzen des Egerlandes hinaus befanden, eingezogen hatte. Eine weitere konkrete Erwähnung ist der Eintrag im Ratsprotokollbuch vom 12. 5. 1659 – der Bürgermeister von Holdorf erhielt 100 Gulden für die Inspektion des Archivs. Auf Grund der Entscheidung des Stadtrates vom 29. 3. 1662 begann man das Archiv zu ordnen. Der Kanzellist Georg Benedikt Renner wurde beauftragt, die Stadtregistratur in einzelne Schachteln zu sortieren und zu ordnen.

Im Jahre 1728 wurde ein Teil des Archivs aus dem alten Rathaus in das zweite Stockwerk des neuen Rathauses verlegt. Es kommt zur Aussonderung des Archivs von der Stadtregistratur. Die Archivregistratur bestand aus Urkunden, Büchern der inneren Stadtverwaltung, der älteren Gerichtsagenda und der Korrespondenz.

Im Jahre 1754 sollten für das „Directorium in publicis et cameralibus“ im Archiv von Eger die Urkunden, die die Rechtsstellung des Gebiets vom Egerland gegenüber der Böhmischen Krone belegten, ausgesucht werden. Dasselbe erfolgte im Jahre 1760 im Auftrag von Maria Theresia. Die Prager Statthalterei sandte zu diesem Zweck ihren Registrator und Archivar Johann Josef Clauser nach Eger. Seine Hauptaufgabe war es, die Schriftsachen, die sich auf die Grenzkonflikte zwischen der Böhmischen Krone und Bayern bezogen, herauszufinden und gleichzeitig das ganze Stadtarchiv im Groben zu ordnen. Clauser, der in Eger bis zum Jahr 1764 tätig war, hinterließ eine sehr tiefe Spur im Archiv von Eger. Er schlug dem Stadtrat vor, Georg Adam Otto zum neuen Stadtarchivar zu ernennen und empfahl auch Hilfspersonal (Johann Nepomuk Eisenhoff als Adjunkt–Registrator) anzustellen.

Georg Adam Otto wurde am 1. 7. 1771 zum Gerichtsältesten ernannt und seine Stelle trat der Archivadjunkt Johann Nepomuk Eisenhoff, der somit den Posten des Registrators für ein Jahresgehalt von 200 Gulden bekleidete, an. Die Verwaltung des Archivs wurde nicht mehr einem Archivar, sondern einem Mitglied des Stadtrates anvertraut.

Im Jahre 1823 ließ der Bürgermeister Abraham Vinzenz Josef Totzauer das Archiv aus dem Dachboden des alten Rathauses auf den Dachboden des neuen Rathauses umziehen. Die Dokumente behandelte man wie Mist oder Makulatur. Lohnarbeiter trugen sie in Körben ohne Aufsicht auf den feuchten Dachboden und häuften sie durcheinander auf einen großen Haufen. Kleine Jungen haben angeblich aus den Urkunden kleine Trommeln hergestellt.

Im Jahre 1835 begann Vinzenz Pröckl sich um das alte Stadtarchiv zu kümmern. Für die eigene Forschungstätigkeit erstellte er einen gewissen grundlegenden Überblick über den Inhalt des Archivs und begann es wieder zu ordnen. Seine Arbeit dauerte bis zum Jahr 1857 und brachte große Übersichtlichkeit in die ganze Registratur. (Pröckls umfangreiche Chronik, die eben auf den Ergebnissen der Forschung im Archiv von Eger basiert, ist eine der ersten ganzheitlicheren Interpretationen der Geschichte von Eger und dem Egerland).

Im Sommer 1849 sandte František Palacký seinen Mitarbeiter Václav Vladivoj Tomek nach Eger. Er sollte Duplikate von Privilegien und Urkunden, die in die Sammlungen des Landesmuseums in Prag übermittelt hätten werden können, aussuchen. Tomek fand insgesamt 117 Duplikate und tippte 30 weitere Urkunden überwiegend aus dem 15. Jahrhundert, die nach Prag zum Zweck der Ausfertigung von Abschriften verliehen werden sollten, aus.

Die Reform der staatlichen Verwaltung und die die Verordnungen betreffende  Übergabe von Zuständigkeiten und Materialien vom 15. 11. 1849 brachten dem Archiv erhebliche Verluste. Ein Teil der Stadtregistratur wurde in das so genannte Stadthaus, den heutigen Sitz des Museums von Eger, verlegt und hier auf dem Dachboden und in einigen anderen Räumen deponiert.

Die größten Verluste, die dem Archiv der Stadt von Eger verursacht wurden, hatte das Wirken des Kammerkommissars Nikolaus Urban von Urbanstädt zur Folge. Er bot der Stadt an, ein komplettes Inventar des Archivs aufzuschreiben. Pröckl wurde mit sofortiger Wirkung am 29. 1. 1858 der Funktion des Stadtsarchivars enthoben und das Archiv mit der Bibliothek wurden in die Hände von Urbanstädt übergeben. Dieser arbeitete zuerst fleißig, aber zuletzt ließ er sich die Archivalien nach Hause tragen, um sie dort zu bearbeiten. Im Laufe der Zeit ging er so weit, dass er die Dokumente laufend in verschiedene Institutionen als Geschenke versandte. Das Archiv kam somit unwiederbringlich um eine Menge von wertvollen Dokumenten, die in die Hände von privaten Personen und Verbänden, des Nationalmuseums und dem Archiv in Prag oder dem Germanischen Museum in Nürnberg gerieten.

3. 4. 1865 wurde Urbanstedt vom Bürgerausschuss von Eger, der das Archiv überwachte, der Funktion des Regulators des Archivs enthoben und im September des gleichen Jahres wurde diese Archivarstelle Dr. Franz Kürschner anvertraut. Kürschner teilte während seiner dreijährigen Amtszeit im Archiv die Archivalien chronologisch in drei große Abschnitte: Urkunden, Stadtbücher und Aktenmaterial. Er führte auch eine grobe Einteilung in thematische Gruppen mit einer inneren chronologischen Gliederung durch. Das Ergebnis war ein Katalog des Stadtarchivs, der vor allem der Forschungsöffentlichkeit dienen sollte.

Im Jahre 1878 berief der Bürgerausschuss der Stadt Eger in das Amt des Hilfsarchivars und des Museumsangestellten Heinrich Gradl, der in Prag das Studium der Geschichte und Germanistik abgeschlossen und die besten Voraussetzungen für die archivische Arbeit hatte. Zu seiner endgültigen Ernennung kam es erst im Mai 1882. In den folgenden zehn Jahren beschäftigte sich Gradl mit der Sortierung von 150 umfassenden Bänden und mehreren Hunderten von Büchern, die bisher weder beschrieben noch der Registratur aufgenommen wurden. Unter seiner Wirkung wurde das Archiv im Jahre 1892 in die drei Räume im Erdgeschoss des sog. Rudolfinums vollständig umverlegt.

Im Oktober 1895 wurde das Archiv von JUDr. Karl Singl übernommen. Er konzentrierte sich vor allem auf das Ordnen des Bestandes des Archivs der Stadt Eger. Im Jahre 1912 sorgte er für den Umzug des Archivs in das erste Stockwerk des ehemaligen Klosters der Klarissen und das ehemalige Refektorium wurde zum Hauptmagazin.

Im Februar 1934 wurde im Archiv Dr. Heribert Sturm tätig und er blieb hier bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung im Jahre 1946. Im Laufe des 2. Weltkriegs wurde das Archiv teilweise nach Bayern überführt und dort an mehreren Orten aufbewahrt. Nach der Befreiung der Tschechoslowakischen Republik wurde es in Zusammenarbeit mit der US-Armee an seinen ursprünglichen Ort in den Gebäuden am Franziskaner-Platz zurückgestellt.

Im Jahre 1946 nimmt sich PhDr. Mira Mladějovská des Archivs an. Ihr Wirken wurde von einem sehr empfindsamen und fundierten Umgang mit den Archivalien, die meistens deutscher Provenienz sind, begleitet. Leider ging das kommunistische Nachfolgeregime mit ihnen nicht ebenso rücksichtsvoll um. Im Jahre 1953 entsteht das Kreisarchiv Eger mit dem Geltungsbereich für die Bezirke Eger und Aš/Asch. Weitere Kreisarchivare waren Jaroslav Slavík (1951–1967), Alexander Gross (1968–1972), Josef Jelínek (1972–1974) und Cyril Nekuda (1974–1990).

Seit 1990 wurde das Staatliche Kreisarchiv Eger dem Kreisamt in Eger untergeordnet. Seit dem 1. 8. 2002 ist es eine interne Einheit des Staatlichen Gebietsarchivs in Pilsen.

Archivbestände (Allgemeine Übersicht)

Vertikale Reiter

Veröffentlichungen über das Archiv

BRETHOLTZ, Bertold. Moravica im Egerer Stadtarchiv, Brno, 99–110 s.

GRADL, Heinrich. Aus dem Egerer Archive, 8 s.

GRADL, Heinrich. Die Privilegien der Stadt Eger, Cheb 1879, 41 s.

GRADL, Heinrich. Monumenta Egrana, Cheb 1886.

KÜRSCHNER, Franz. Das Archiv der Stadt Eger, Wien 1869, 39 s.

SIEGL, Karl. Ablassbriefe im Egerer Stadtarchiv.

SIEGL, Karl. Aus dem Egerer Stadtarchive, Wien 1915, 41 s.

SIEGL, Karl. Aus den Ratsakten des Egerer Stadtarchivs, 1919.

SIEGL, Karl. Briefe und Urkunden zur Geschichte der Hussitenkriege, Brno 1919, 112 s.

SIEGL, Karl. Das Achtbuch des Egerer Schöffengerichtes aus der Zeit von 1391 bis 1390, Praha 1901, 111s.

SIEGL, Karl. Das Achtbuch II. des Egerer Schöffengerichtes aus der Zeit von 1310 bis 1668, Praha 1903.

SIEGL, Karl. Das Egerer Stadtarchiv, 1928, 11 s.

SIEGL, Karl. Das Städtische Archiv und Museum.

SIEGL, Karl. Denkmäler der Schreibkunst im Egerer Stadtarchive.

SIEGL, Karl. Die ältesten deutschen Urkunden aus dem Egerlande.

SIEGL, Karl. Die Kataloge des Egerer Stadtarchivs, Cheb 1900, 388 s.

SIEGL, Karl. Ein Wallensteinbrief im Egerer Stadtarchiv, 1930.

SIEGL, Karl. Regesta Egrana, Marktredwitz 1963, 148 s.

SLAVÍK, Jaroslav. Chebský archiv, Cheb 1953, 8 s.

SLAVÍK, Jaroslav. Seznam fondů Okresního archivu v Chebu, Cheb 1961, 11 s.

STURM, Heribert. Das Archiv der Stadt Eger, Cheb 1936, 120 s.

STURM, Heribert. Die Bedeutung des Egerer Stadtarchivs für das Egerland, 8 s.

250 let založení chebského archivu, Cheb 1982, 32 s.

Zprávy chebského muzea a okresního archivu (erschienen 1982–1992).