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Státní okresní archiv Česká Lípa

Archiv

Státní okresní archiv Česká Lípa
Střelnice 3035
470 01 Česká Lípa

tel.: +420 488 577 802

E–mail: sokaceskalipa@soalitomerice.cz
web: http://www.soalitomerice.cz/content/soka-ceska-lipa

Als räumlicher Geltungsbereich des Archivs ist das Gebiet des Kreises Böhmisch Leipa definiert.

Kurze Geschichte

Das Kreisarchiv hatte seine Vorgänger in den Stadtarchiven in mehreren Städten, wo für alte Schriftstücke tatsächlich gesorgt wurde und sie auch zu Forschungszwecken genutzt wurden. Das wichtigste unter ihnen war das Stadtarchiv in Böhmisch Leipa. Böhmisch Leipa als eine der größten nordböhmischen Städte hatte ein sehr reiches Stadtarchiv. Seine Anfänge fallen in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Damals stellte Friedrich Sonnewend ein Registratursystem für die Sortierung und Aufbewahrung von Dokumenten zusammen und ordnete die Stadtregistratur nach dem Pertinenzprinzip zum Aufbewahren an. Er ordnete darin auch einige der Schriftstücke von Zünften, Verbänden, Pfarreien, des Augustinerklosters von Böhmisch Leipa und einiger Privatpersonen ein. Bereits im Jahre 1840 stellte er eine Inventaraufnahme von Archivalien, die 1638 Posten enthielt, zusammen und in den nächsten Jahre erweiterte und ergänzte er diese Inventaraufnahme. Er führte sogar ein Leihbuch aus dem Archiv ein. Die von F. Sonnewend ausgewählten Schriftstücke bildeten das Stadtarchiv, während die andere im Inventar nicht aufgenommene Masse die Stadtregistratur war. In Sonnewends Arbeit beim Ordnen des Stadtarchivs griffen die revolutionären Ereignisse in den Jahren 1848–1849 und die folgende Verwaltungsreform im Jahre 1850 erheblich ein. Die Archivalien wurden in Eile aus dem Rathaus in die Gendarmerie-Kaserne überführt und das System wurde unterbrochen. Friedrich Sonnewend verließ den Dienst auf dem Stadtamt im Jahre 1850. Im Jahre 1875 sorgte der Stadtsekretär Wenzel Heinrich dafür, dass das Stadtarchiv wieder ins Rathausgebäude zurückkehrte. Er behielt das Registratursystem von Sonnewend in den Grundzügen bei, aber er ergänzte das alte historische Archiv nur mit Ausnahmen. Ein Mangel an Lagerplatz zwang ihn die Unterlagen zu vernichten. Auch die Registratur von Sonnewend aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlitt einen beträchtlichen dilettantischen Eingriff bezüglich der Vernichtung von Unterlagen. Seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Stadtarchiv von Böhmisch Leipa auch zu Forschungszwecken genutzt. Nach Heinrichs Tod rückten das Stadtarchiv und auch die Stadtregistratur an den Rand des Interesses des Stadtamtes.

Erst Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die Stelle des Stadtarchivars wiederhergestellt. Zum Stadtarchivar wurde Karl Josef Bienert ernannt, der ausschließlich nur für das Stadtarchiv sorgte. Am Anfang konzentrierte er sich auf das Sammeln und Sicherstellen sämtlichen Archivmaterials. Er organisierte das Archiv neu, so dass es insbesondere den Bedürfnissen der genealogischen Forschung genügte. Er bildete künstliche Einheiten unabhängig von den Verfassern und der Herkunft von Archivalien und auch die Sammlungen von Dokumenten zu verschiedenen Themen. Er nahm auch die Schriftstücke von Zünften, Verbänden und Schulen ins Stadtarchiv auf. In den Jahren 1934–1938 funktionierte das Archiv von Böhmisch Leipa als Kreisarchiv. Einige Gemeinden aus der Umgebung hinterlegten darin getrennt ihre Schriftsachen. Dank Bienerts Aktivität wurde in den dreißiger Jahren eine erhebliche Menge von Schriftstücken ins Archiv aufgenommen und dem Archiv wurden mehrere Räume im Rathausgebäude vorbehalten. Der Archivar Bienert arbeitete eng mit dem Stadtmuseum zusammen, er erwarb Verdienste um die Propagierung des Archivs und der Stadt und knüpfte eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit an. Er machte das Archiv zum Gegenstand des   öffentlichen Interesses. Das Archiv und auch der Archivar überlebten den Zweiten Weltkrieg ohne schwerwiegenden Schaden.

In  Kamenický Šenov/Steinschönau, Mimoň/Niemes und Nový Bor/Haida waren die Stadtarchive eng mit den Museen verbunden. In den anderen Städten der Region sind die Stadtarchive auf der Ebene der mehr oder weniger geordneten Registraturen geblieben.

Anfang der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts entstand ein Netzwerk von Kreisarchiven als ONV-Facheinrichtungen (ONV-Bezirksnationalausschuss). Mit der Funktion von Kreisarchiven wurden in der Regel die Stadtarchive im ONV-Sitz beauftragt. Nach der damaligen räumlichen Verwaltungsgliederung des Staates wurde die Region von Böhmisch Leipa in drei politische Kreise: Böhmisch Leipa, Haida und Doksy/Hirschberg am See aufgeteilt. Das Kreisarchiv wurde in Böhmisch Leipa bereits im Jahre 1951 errichtet, aber es wurde erst im Jahre 1953 personell besetzt. Das Kreisarchiv von Böhmisch Leipa begann als tatsächliches Archiv, das die Dokumente von verschiedenen Urhebern auf dem Gebiet des Kreises sammelte und auch die Archivalien verzeichnete und zur Aufklärungsarbeit nutzte, erst seit 1955, als Marie Vojtíšková dessen Direktorin wurde, zu funktionieren. Gleichzeitig mit der Entstehung des Kreisarchivs in Böhmisch Leipa entstand im Jahre 1951 auch ein Kreisarchiv in Hirschberg am See, verwaltet vom Archivar Ferdinand Hruška, der die Schriftstücke des Stadtarchivs in Dauba/ Dubá übernahm. Im Jahre 1959 wurde das Kreisarchiv Hirschberg am See ins Schloss in Bělá pod Bezdězem/Weißwasser verlegt und es übernahm gleichzeitig die Schriftsachen des Archivs der Stadt Weißwasser. Im Jahre 1953 wurde das Kreisarchiv in Nový Bor (Archivar Jaroslav Žežulka) gegründet, aber erst im Jahre 1957 mit dem Antritt des Archivars Bohumír Jindra zu einem funktionsmäßigen Kreisarchiv. Das Kreisarchiv von Haida verwaltete auch die Stadtarchive in Steinschönau und Česká Kamenice/Böhmisch Kamnitz. Die Kreisarchive in Böhmisch Leipa, Hirschberg am See und Haida drängten sich nach ihrer Entstehung in den unzulänglich Räumlichkeiten. Ihre Mitarbeiter hatten überwiegend keine Fachbildung. Neben dem Archiv der gegebenen Stadt wurden darin in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre die Schriftsachen von Zünften, Verbänden und einigen Schulen aufbewahrt, und weiter verwalteten sie dann die Registratur des zuständigen  Bezirksnationalausschusses (ONV). Die Archivare konzentrierten sich insbesondere auf die Vernichtung und Antransport von Archivmaterial, falls die räumlichen Bedingungen dies erlaubten. Seit 1956 begann sich eine einheitliche Erfassung von Archivbeständen und ihre Übernahme und Erfassung nach den einheitlichen Regeln durchzusetzen.

Nach der Verwaltungsreform im Jahre 1960 kam es zur Vereinigung der bisherigen Kreisarchive in Böhmisch Leipa, Hirschberg am See und Haida und der Stadtarchive in Steinschönau und Jablonné v Podještědí/Deutsch Gabel zu einem Kreisarchiv. Zur zentralen Dienstelle wurde das Archiv in Böhmisch Leipa, die Archive in Weißwasser, Haida, Steinschönau und Deutsch Gabel waren seine Nebenstellen. In den Jahren 1960–1964 zog das Kreisarchiv nach den notwendigen baulichen Änderungen allmählich ins Gebäude des Augustinerklosters in Böhmisch Leipa um und konzentrierte hier alle Archivbestände aus den Nebenstellen.  Die Nebenstellen sind allmählich erloschen. Das Kreisarchiv übernahm auch die Bestände der Urheber aus den neu angeschlossenen Gebieten der Kreisarchive Litoměřice/Leitmeritz und Liberec/Reichenberg.  Im Klostergebäude siedelte das Kreisheimatmuseum gemeinsam mit dem Archiv. Beide Institutionen arbeiteten von Anfang an eng zusammen. Neben der vorarchivalischen Pflege und der Zugänglichmachung von Archivbeständen stellte sich das Archiv der Öffentlichkeit als Ort des regionalen Gedächtnisses und der Heimatkundeforschung vor. Nach einer Zeit verbreitete es seine kulturelle Aufklärungsarbeit um das Herausgeben eines nicht periodischen Almanachs Českolipsko literární (Das Literarische aus der Region von Böhmisch Leipa) und anderen Gelegenheits-Publikationen. Im Jahre 1976 wurde eine für ihre Zeit moderne und einzigartige Monografie über die Geschichte der Kreisstadt mit dem Titel Böhmisch Leipa herausgegeben. Marie Vojtíšková brachte darin ihre Kenntnisse, die sie bei der jahrelangen Erfassung des umfangreichen Archivbestands des Archivs der Stadt Böhmisch Leipa erworben hatte, zur Anwendung. Ein Mitautor war Jaroslav Panáček, der Stadtarchivar der Nachkriegszeit. Durch die Auflösung von allen Nebenstellen und dank dem weiteren Antransport des Archivmaterials aus den Schulen, Pfarreien und Gerichten wurde das im Allgemeinen geräumige Magazin  des Archivs bald voll. Marie Vojtíšková musste wieder geeignete Räumlichkeiten zur Aufbewahrung von Archivalien suchen. Im Jahre 1970 bekam das Archiv zur Nutzung das gesamte Erdgeschoss eines geräumigen Schlosses in Stvolínky, das 16 km südwestlich von der Kreisstadt liegt. Im ersten Stockwerk des Schlosses hatte das Kreismuseum seine Magazine. Die Baumaßnahmen im Schloss von Stvolínky schleppten sich über viele Jahre hin. In den Magazinen wurde weder Heizung noch Beleuchtung installiert und die Archivalien wurden hier der Wirkung von Schimmel und den übermäßigen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Seit dem Jahr 1960 stieg die Zahl der Mitarbeiter zuerst um eine Verwaltungskraft und seit dem Jahr 1972 auch um einen anderen Facharchivar und einen Bibliothekar.  Im Jahre 1972 kam Miloslav Sovadina ins Archiv von Böhmisch Leipa. Er arbeitete hier 36 Jahre als Facharchivar, davon vier Jahre als Direktor. Er machte Hunderte von Archivbeständen für die Benutzer zugänglich, ordnete die Archivfachbibliothek  nach den modernen bibliothekarischen Grundsätzen, gründete im Jahre 1990 ein Heimatkunde-Almanach der Region von Böhmisch Leipa namens Bezděz und eine bibliografische Reihe von Publikationen, die vom Archiv herausgegeben wurden. Er schrieb eine Monografie über die Geschichte des Archivs von Böhmisch Leipa und die Verwaltungsentwicklung der Region. Seit 1976 verfügte das Archiv bereits über Facharchivare, eine Bibliothekarin und eine Verwaltungsangestellte. Im Jahre 1985 ging Marie Vojtíšková in den Ruhestand und wurde 1989 von Miloslav Sovadina in der Leitung des Archivs abgelöst. Im September 1989 wurde PhDr. Jana Blažková zur Archivdirektorin ernannt, die dieses Amt  bis heute ausübt.

Im Jahre 1991 wurde das Gebäude des Augustiner-Klosters restituiert und sein Eigentümer wurde die Tschechische Provinz des Ordens des Hl. Augustinus. Das Kreisamt Böhmisch Leipa, der Errichter des Kreisarchivs und des Heimatkunde-Kreismuseums, löste nach vielen Peripetien die komplizierte Lage der beiden Institutionen so, dass er das Klostergebäude für die Museumszwecke vom Augustinerorden abkaufte und im Jahre 1994 über den Archivzweckbau  entschied. Die Bauarbeiten wurden im Jahre 1996 aufgenommen. Ende des Jahres 1998 zog das Kreisarchiv in das neue Gebäude um und am letzten Tag im März 1999 wurde es für die Öffentlichkeit geöffnet. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten im Archiv vier Facharchivare, zwei selbstständige Archivarinnen, eine Verwaltungsangestellte, zwei Putzfrauen und ein Hausmeister.

Im Zusammenhang mit der geplanten Auflösung der Kreisämter ging die Errichterfunktion ab dem 2.Halbjahr des Jahres 2002 auf die Staatlichen Gebietsarchive über und das Kreisarchiv Böhmisch Leipa wurde somit eine Organisationseinheit des Staatlichen Gebietsarchivs in Leitmeritz. Zurzeit arbeiten im Archiv sechs Archivare, eine Verwaltungskraft und ein Hausverwalter und eine Putzfrau in Teilzeitarbeit. Seit 1990 beteiligt sich das Archiv alljährlich an der Herausgabe des Heimatkunde-Almanachs Bezděz und gibt seit 2000  jährlich eine Bibliografie der historisch-heimatkundlichen Literatur des Kreises Böhmisch Leipa heraus. Zum Internationalen Tag der Archive bereitet es regelmäßig eine Ausstellung von Archivalien mit einem begleitenden Kommentar oder Vortrag für die Öffentlichkeit vor.

Archivbestände (Allgemeine Übersicht)

Vertikale Reiter

Veröffentlichungen über das Archiv

Dějiny archivu a struktura fondů

SOVADINA, Miroslav. Dějiny okresního archivu Česká Lípa, Ústí nad Labem, Albis International, 1997, 190 stran.

SOVADINA, Miroslav. Ediční činnost Okresního archivu v České Lípě. AČ, 36, 1986, s. 95–96.

SOVADINA, Miroslav. Ediční činnost Státního okresního archivu Česká Lípa po patnácti letech. , 51, 2001, s. 116 – 118.

SOVADINA, Miroslav. Skryté bohatství. Názor. Čtrnáctideník pro Českou Lípu, 1991, č. 1.

VOJTÍŠKOVÁ, Marie. Z archivních zajímavostí (série článků), Českolipský nástup, roč. 28, 1978, č. 20, 23, 27, 28, 29, 30.

VOJTÍŠKOVÁ, Marie. Cimélie českolipského archivu 1–14, Českolipský nástup, roč. 37, 1987, č. 5–10, 14, 16, 17, 20, 27, 28, 31, 32.

 

Archivní budova

BLAŽKOVÁ, Jana. Českolipský okresní archiv má účelovou novostavbu. , 50, 2000, s. 37–40.

BLAŽKOVÁ, Jana. Státní okresní archiv Česká Lípa v nové budově. Bezděz, 9, 2000, s. 471– 476.